45 kunsthandwerker stellen aus: so schön ist der 28. Töpfermarkt auf dem bonner münsterplatz


45 kunsthandwerker stellen aus: so schön ist der 28. Töpfermarkt auf dem bonner münsterplatz

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Der große Keramik-Drache dampft in seinem Ei vor sich hin. Er ist umgeben von Wasser und hat Flammen in den Nasenlöchern. 2500 Euro kostet das gute Stück. „Das ist eher ein Eyecatcher“, sagt


die Keramikmeisterin Veronika Dietz am Samstagvormittag an ihrem Stand auf dem 28. Bonner Töpfermarkt. Er passt zu ihrem Sortiment: Dietz hat eine Töpferei in Königswinter, am Fuß des


Drachenfelses. Das Fabelwesen ist ein beliebtes Motiv bei den Kunden. Auf dem Münsterplatz zeigen noch bis Sonntagabend 45 Töpfer- und Keramikkünstler ihre Produkte. Sie kommen aus ganz


Deutschland, auch aus der Ukraine, mit südamerikanischen und afrikanischen Einflüssen. Man sieht ostfriesische Zaunfiguren, leuchtende Chamäleons, Geschirr mit comicartigen Skizzen,


Butterdosen, Keramik-Kleiderhaken, auch Schmuck und so vieles mehr. Organisiert wird der Markt von der Keramikerinnung Nordrhein, deren Obermeisterin Dietz ist. Die 55-Jährige hat einen


Querschnitt aus ihrem Sortiment mitgebracht. Besonders gut, sagt sie, laufen die Backformen und die Tassen mit Noten nach Werken von Ludwig van Beethoven, zum Beispiel „Für Elise“. Daran


könne man auch erkennen, welche Kunden Noten lesen können, bemerkt sie schmunzelnd. Das Töpfern ist Beruf und Leidenschaft bei ihr. „Ich mag die Vorstellung, dass es so langlebig ist“,


erklärt Dietz. Sie formt ihre Werke aus Steinzeug. „Wir brennen einmal, dafür besonders hoch.“ Dietz und ihr Team arbeiten teils sehr verspielt. „Wir sind Dekor-Freaks.“ Ihr Team besteht aus


ihr, ihrer Tochter und einem Lehrling. Damit ist sie eine Ausnahme. „Wir sind der einzige Betrieb im ganzen Handwerksbezirk Köln, der noch ausbildet.“ Die Entscheidung von 2020 dass Azubis


den Mindestlohn bekommen, habe bei vielen dazu geführt, dass sie eben nicht mehr ausbilden. „Bei uns ist das eine 400-prozentige Steigerung“, so Dietz. „Das können sich viele nicht leisten.“


Aber die Töpferin nimmt die Kosten gerne auf sich. Ihre Tochter ist die vierte Generation der Töpferfamilie. Dietz‘ Großvater hatte im Westerwald gearbeitet, vor 55 Jahren zogen ihre Eltern


dann nach Königswinter um. Sie übernahm den Betrieb 2003. Ihr Geschäft im Ort bringt es mit sich, dass sie nicht viele Märkte besucht. Ähnlich ist es bei Tina Ilga-Schierz, die ein Atelier


mit Showroom in Kessenich hat. Nebenbei malt sie auch. Ihre Besonderheit: Sie druckt nach dem zweiten Brennen diese Malereien auf ihre Teller und andere Produkte. Danach muss noch einmal


gebrannt werden. Die Bonnerin arbeitet seit elf Jahren mit Porzellan, nicht mit Steinzeug, weil ihr das Endergebnis besser gefällt. Sie ist Quereinsteigerin, nachdem sie an der Bonner Oper


als Theaterplastikerin gearbeitet hatte. „Mich hat daran gestört, dass ich da mehr oder weniger für die Mülltonne gearbeitet habe“, so Ilga-Schierz. Die 58-Jährige geht im Jahr auf sieben


oder acht professionelle Töpfermärkte. In Bonn sei sie damit die Einzige, sagt sie. Aber Nachwuchssorgen macht sie sich nicht. „Es gibt immer Menschen, die sich dafür begeistern können.“


Aber man finde kaum noch Lehrstellen. Katharina Wybierala hatte da Glück. Sie fand 2016 einen Ausbildungsplatz bei einer Töpferei im Westerwald. Jetzt ist sie selbstständig und arbeitet in


ihrem Atelier, aber ohne Geschäft. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf Märkten“, sagt sie. Ein gutes Dutzend besucht sie in den Sommermonaten, außerdem sitzt sie vier Wochen lang auf dem Bonner


Weihnachtsmarkt. „Ohne die Märkte wüsste ich nicht, wie ich die Sachen vertreiben sollte“, so die 40-Jährige. Sie findet diese Märkte extrem wichtig. Ihr erster Ausbildungsberuf war


Sozialarbeiterin. 2016 machte sie eine Ausbildung in einer Töpferei im Westerwald. Jetzt ist sie selbstständig und verbindet das Töpferhandwerk auch mit pädagogischen Angeboten, etwa in der


Zukunftswerkstatt im Sommer für Kinder, bei Schulprojekten oder auch als haptische Förderung in Seniorenheimen. Sie bietet viel zweifach gebranntes Steinzeug-Geschirr mit einem dreifarbigen


Oberflächendesign an, das sehr beliebt ist. Außerdem gestaltet sie „Lichthöhlen“, runde filigrane Deko-Gegenstände für Teelichte. Das sei besonders viel Arbeit. _Der Töpfermarkt auf dem


Bonner Münsterplatz läuft noch am Sonntag, 1. Juni, von 11 bis 17 Uhr. Auch ein Töpferstand für Kinder wird angeboten. Infos unter www.keramikerinnung-nordrhein.de._