Israelische angriffe im libanon: hunderte tote bei militäraktion »pfeile des nordens« – der überblick


Israelische angriffe im libanon: hunderte tote bei militäraktion »pfeile des nordens« – der überblick

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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * In der Nacht blieb die Situation im Libanon vergleichsweise ruhig. Doch die


massiven Angriffe vom Montag haben bereits jetzt zu einer weiteren erheblichen Verschärfung der Lage im Nahen Osten beigetragen. Die Warnungen vor einem großflächigen Krieg werden immer


lauter. WIE GEHT ISRAEL GEGEN DIE HISBOLLAH VOR? Am Montag waren durch israelische Angriffe im Süden und Osten des Libanon nach libanesischen Regierungsangaben fast 500 Menschen getötet


worden. Den libanesischen Behörden zufolge waren auch 35 Kinder und 58 Frauen unter den Opfern. Die israelische Armee erklärte, mehr als 1300 Ziele angegriffen zu haben, um militärische


Ziele der Hisbollah zu zerstören. Dabei sei eine »große Zahl« an Hisbollah-Mitgliedern getötet worden. Die israelische Armee hat dem massiven Militäreinsatz im Libanon den Codenamen »Pfeile


des Nordens« gegeben. Eine Deeskalation ist dabei offenbar zeitnah nicht zu erwarten. Generalstabschef Herzi Halevi erklärte in der Nacht, das Militär greife die von der Hisbollah in den


vergangenen 20 Jahren für ihren Kampf gegen Israel aufgebaute Infrastruktur an. Seine Armee bereite schon »die nächsten Phasen« des Kampfes vor, sagte er, ohne Details zu nennen. WIE


REAGIERT IRAN? Aus Teheran kamen deutliche Worte. Präsident Masoud Pezeshkian warf Israel vor, sein Land in einen Krieg hineinziehen zu wollen, der »unumkehrbare« Konsequenzen haben würde.


Iran unterstützt die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon, gegen die sich die jüngsten Angriffe aus Israel richteten. »Wir wollen keinen Krieg«, sagte Pezeshkian am Rande der


Uno-Vollversammlung in New York: »Es ist Israel, das diesen vollwertigen Konflikt heraufbeschwört.« WIE ÄUSSERN SICH DIE USA? Die mit Israel verbündeten USA lehnen laut einem hochrangigen


Vertreter des US-Außenministeriums eine Eskalation des Konflikts an der libanesisch-israelischen Grenze ab. »Ich kann mich zumindest in der jüngeren Vergangenheit nicht daran erinnern, dass


eine Eskalation oder Intensivierung zu einer grundlegenden Deeskalation und einer tiefgreifenden Stabilisierung der Situation geführt hätte«, sagte der Vertreter in New York der


Nachrichtenagentur Reuters unter der Bedingung der Anonymität. Auf die Frage, ob dies im Widerspruch zur israelischen Position stehe, nickte der US-Beamte. Israel hatte erklärt, die jüngste


Intensivierung der Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon solle die Iran-treue Gruppe zu einer diplomatischen Lösung zwingen. Die US-Regierung plant, »konkrete Ideen« mit Verbündeten


und Partnern zu diskutieren, um eine Ausweitung des Krieges zu verhindern. Ziel sei es, »den Kreislauf von Angriff und Gegenangriff zu durchbrechen«, so der Regierungsvertreter. Washington


suche nach einem Ausweg aus den Spannungen und wolle praktische Schritte unternehmen, um die Lage zu entschärfen. Auf die Frage nach einer möglichen israelischen Bodeninvasion im Libanon


äußerte sich der US-Beamte zurückhaltend. »Wir glauben offensichtlich nicht, dass eine Bodeninvasion im Libanon dazu beitragen wird, die Spannungen in der Region zu verringern«, sagte er.


WAS SAGT DIE EU ZUR LAGE IN NAHOST? Unterdessen warnte auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in klaren Worten vor einer weiteren Verschärfung der Lage. »Diese Situation ist extrem


gefährlich und besorgniserregend. Ich kann sagen, dass wir uns fast in einem vollwertigen Krieg befinden«, sagte Borrell mit Blick auf die hohe Zahl ziviler Opfer. »Wenn das keine


Kriegssituation ist, weiß ich nicht, wie ich es sonst nennen soll.« Die Bemühungen zum Abbau der Spannungen würden fortgesetzt, aber die schlimmsten Befürchtungen Europas über ein


Übergreifen der Krise würden sich bewahrheiten. Die Zivilbevölkerung zahle einen hohen Preis, und alle diplomatischen Bemühungen seien notwendig, um einen ausgewachsenen Krieg zu verhindern,


so Borrell. »Hier in New York ist der Moment, dies zu tun. Jeder muss seine ganze Kraft einsetzen, um diesen Weg in den Krieg zu verhindern.« In einem ersten Schritt hat die französische


Regierung eine Sondersitzung des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen beantragt. »Als Reaktion auf die heutigen Angriffe im Libanon, denen Hunderte Menschen zum Opfer gefallen sind, habe


ich eine Dringlichkeitssitzung des Uno-Sicherheitsrats in dieser Woche beantragt«, sagte Frankreichs neuer Außenminister Jean-Noël Barrot am Montag (Ortszeit) in New York. Auch Ägypten


forderte ein »sofortiges Eingreifen« der »internationalen Mächte und des Uno-Sicherheitsrats«. Die Außenminister der G7-Staaten warnten in einer gemeinsamen Erklärung vor einer gefährlichen


Eskalation der Lage. »Aktion und Reaktion drohen diese gefährliche Gewaltspirale zu verstärken und den gesamten Nahen Osten in einen größeren regionalen Konflikt mit unvorstellbaren Folgen


zu ziehen«, heißt es in dem Dokument. Sie rufen dazu auf, den gegenwärtigen destruktiven Kreislauf zu stoppen. Kein Land werde von einer weiteren Eskalation im Nahen Osten profitieren. Die


G7-Staaten appellieren an alle Beteiligten, zur Deeskalation beizutragen und eine friedliche Lösung anzustreben. SO GEHT ES HEUTE WEITER Auch der Auftakt der Uno-Generaldebatte in New York


wird von der Eskalation in Nahost überschattet. Es wird davon ausgegangen, dass Uno-Generalsekretär António Guterres in seiner Rede mit deutlichen Äußerungen in Richtung Israel und seiner


Verbündeten zur Mäßigung aufrufen wird. In den kommenden Tagen sollen bei der Generaldebatte etwa 120 Staats- und Regierungschefs Reden halten. Bei vielen Reden dürften der Nahostkonflikt


und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine eine wichtige Rolle spielen. Deutschland wird von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vertreten, die am Montag in New York gelandet


war und später in der Woche Deutschlands Rede vor dem größten Uno-Gremium halten wird. jok/Reuters/dpa