Mercedes b-klasse: der rentner-benz wird digitaler


Mercedes b-klasse: der rentner-benz wird digitaler

Play all audios:


------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? DER


ERSTE EINDRUCK: Ganz schön schnittig! Während die ersten beiden B-Klasse-Generationen eher Kastenwagen waren, sieht die dritte Auflage mit schmalen Scheinwerfern, flacher Schnauze, schräger


Scheibe und abgesenktem Dach geradezu rassig aus. Von hinten betrachtet wirkt das Auto hingegen etwas massig, und nicht so dynamisch, wie Mercedes-Designchef Gorden Wagener es von vorn


erscheinen lässt. DAS SAGT DER HERSTELLER: "Wer A sagt, muss auch B sagen" - wenn Jörg Bartels die neue B-Klasse vorstellt, klingt das erstmal nach Pflichtübung. So will der


Baureihenleiter der kompakten Mercedes-Modelle allerdings nicht verstanden werden. Sieht er die B-Klasse doch als Erfolgsmodell, das sich bisher mehr als 1,5 Millionen Mal verkaufte.


Tatsächlich hat das Auto dem Ansehen von Mercedes aber nicht so gut getan. Wie der VW Golf Plus oder der BMW Active Tourer hat die B-Klasse ein Rentner- und Spießer-Image. Zur


Aufbruchstimmung jedenfalls, die Mercedes mit der A-Klasse verbreiten wollte, passte die B-Klasse nicht. Diese Kritik haben die Schwaben ernst genommen und deshalb vor allem das Design


verändert. "So praktisch wie immer und so schick wie noch nie", bewirbt Vertriebschefin Britta Seeger das Ergebnis. Fotostrecke Autogramm Mercedes B-Klasse: Weniger Show, mehr


Substanz Foto: Daimler DAS IST UNS AUFGEFALLEN: Smartphone statt Stützstrumpf - auch im Innenraum wird deutlich, dass Mercedes die B-Klasse vom Image als Rentner-Benz befreien will. Wie in


der A-Klasse prangt hinterm Lenkrad die breite, digitale Instrumentenanzeige mit zwei großen Bildschirmen unter einer Glasabdeckung, dazu kommt rechts vom Fahrer ein Touchscreen. Einzelne


Funktionen lassen sich mit Gesten steuern. Vor allem ist bei der B-Klasse jetzt Mercedes' digitaler Assistent an Bord, der aufs Wort hört und verschiedene Fahrer mit der Zeit so gut


kennenlernt, dass er ihnen bei jeder Begegnung passendere Vorschläge zu Routenplanung oder zur Unterhaltung an Bord macht. Damit wirkt die B-Klasse rundum entstaubt und bietet das mit


Abstand modernste Ambiente dieser Klasse. Allerdings sind die Designer hier und da etwas übers Ziel hinausgeschossen: Dutzende LED-Farben in Cockpit und Konsolen sowie eine


temperaturabhängige Beleuchtung im Gebläse (rot bei warm und blau bei kalt) passen nicht ganz zu einem eher seriösen Auto. Obwohl die B-Klasse dynamischer aussieht, bleibt es bei der hohen


Sitzposition, die für viele Kunden ein Kaufgrund ist. Weil die Sitze neun Zentimeter höher montiert sind als in der A-Klasse, kann man bequemer ein- und aussteigen und hat beim Fahren einen


besseren Überblick. Dafür sitzt auch der Schwerpunkt höher, und als Fahrer ist man der Straße etwas weiter entrückt. So ist man mit der B-Klasse geruhsam unterwegs, obwohl es für das


adaptive Fahrwerk eine Sporteinstellung gibt und die stärkste Motorvariante 234 km/h Spitze ermöglicht. Aus Sicht mancher Fahrer mag es der B-Klasse an Elan mangeln. Dafür punktet sie mit


einem hohen Entspannungsfaktor. Mit acht Gängen schaltet das Doppelkupplungsgetriebe jetzt sanfter. Vor allem ist das Auto ungeheuer leise, was vor allem am aufwändigen Feinschliff im


Windkanal liegt, mit dem die Ingenieure den cW-Wert auf 0,24 gedrückt haben. Nur mäßig ist dagegen der Fortschritt bei der Raumeffizienz - obwohl das einer der wichtigsten Kaufgründe für die


B-Klasse ist. Zwar sitzt man jetzt in der zweiten Reihe ein bisschen besser, weil der Radstand um drei Zentimeter wuchs. Doch der Kofferraum ist sogar ein wenig geschrumpft und fasst jetzt


noch 455 Liter. Wirklich gut nutzen lässt er sich allerdings erst ab etwa Mitte nächsten Jahres, wenn Mercedes Varianten mit einer um 14 Zentimeter verschiebbaren Rückbank samt variabler


Lehnenneigung nachreicht. Bis dahin ist die B-Klasse nicht flexibler oder praktischer als ein kompaktes SUV. DAS MUSS MAN WISSEN: Die Produktion im Werk in Rastatt läuft gerade an, bestellen


kann man die B-Klasse ab Anfang Dezember. Dann will Mercedes auch mehr als den Basispreis verraten, der bei 31.847 Euro liegt und damit gut 4000 Euro über einer vergleichbaren A-Klasse.


Unter der Haube gibt es zunächst einen 1,4-Liter-Benziner mit 136 PS im B 180 oder 163 PS im B200. Dazu kommen ein 1,5-Liter Diesel mit 116 PS im B 180d sowie ein 2-Liter-Diesel mit 150 PS


im B 200d oder 190 PS im B 220d. Der größere Selbstzünder ist der ganze Stolz der Schwaben. Denn dank erweiterter Abgasreinigung mit einem zweiten SCR-Katalysator ist er das einzige


Dieselaggregat in diesem Segment, das die Abgasnorm Euro 6d ohne die Einschränkung "temp" erfüllt und damit bereits die Grenzwerthürde des Jahres 2020 nimmt. Ebenfalls stolz ist


Baureihenchef Bartels auf die vielen Assistenzsystemen, für die sich die B-Klasse bei der S-Klasse bedient. Das neue Auto fährt daher so automatisch wie derzeit bereits erlaubt über die


Autobahn und schaut nach allen Seiten, wenn es durch die Stadt fährt oder aus der Parklücke rangiert. Die Sensoren sind auch aktiv, wenn der Wagen steht und der Motor aus ist. Dann


überwachen sie den Rückraum und warnen beim Aussteigen vor nahenden Fahrzeugen, vor allem Radfahrern. DAS WERDEN WIR NICHT VERGESSEN: Die Funktionen, mit denen Mercedes die B-Klasse zur


Wellness-Oase auf Rädern machen will. Programme kombinieren dann Klimaanlage, Belüftung, Beleuchtung und Musik zur Wohlfühlbehandlung, die den Fahrer entspannen, anregen oder wachhalten


soll. Das ist zwar schon von anderen Mercedes-Modellen bekannt, doch in der B-Klasse geht es jetzt noch zwei Schritte weiter: Erstens wird das System mit Smartwatches und Fitnesstrackern


gekoppelt und gibt gute Ratschläge fürs Wohlbefinden, und zweitens wird erstmals auch die Sitzverstellung mit eingebunden. Minimale Variationen an Sitzfläche und Lehne sollen


Ermüdungserscheinungen und Rückenschmerzen vorbeugen - und das ist bei weitem nicht nur ein Problem, das Rentner plagt. HERSTELLER: Mercedes TYP: B 220d KAROSSERIE: Kompaktwagen MOTOR:


Vierzylinder-Turbodiesel-Direkteinspritzer GETRIEBE: Achtgang-Automatik ANTRIEB: Front HUBRAUM: 1.950 ccm LEISTUNG PS: 190 PS LEISTUNG KW: 140 kW DREHMOMENT: 400 Nm VON 0 AUF 100: 7,2 Sek.


HÖCHSTGESCHW.: 234 km/h VERBRAUCH (ECE): 4,4 Liter CO2-AUSSTOSS: 116 g/km KOFFERRAUM: 445 Liter UMGEBAUT: 1.530 Liter GEWICHT: 1.545 kg MASSE: 4419 / 1796 / 1567