News: FDP, Christian Lindner, »Wahlsiegkonferenz« der SPD - DER SPIEGEL
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Heute geht es darum, was mit dem Drama der FDP noch alles verloren geht. Um eine Formulierung Lindners, die aufhorchen lässt. Die SPD und ihre Lust aufs Träumen. Und schließlich: Wofür sich
Putin bei Merkel entschuldigt.
Das Drama der FDP ist zu groß, als dass es jetzt schnell vorbeiziehen wird.
Würde der Filmemacher Helmut Dietl (»Schtonk«), der Meister der funkelnden Satire, noch leben, er säße in diesen Stunden vermutlich an einem Drehbuch über die FDP und deren Planungen für
eine »Feldschlacht« gegen die eigenen Koalitionspartner.
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Dietls Komödien waren zum Lachen und zum Weinen. Immer schwang auch Melancholie mit. Dietl war nie nur schadenfroh.
Tatsächlich ist die Entwicklung, die die FDP genommen hat, auch bedauerlich.
Die Partei blickt nicht nur auf eine ehrenwerte Geschichte zurück, zu der viele Jahre der Regierungsbeteiligungen gehörten. Sie brachte auch regelmäßig wichtige Impulse ein, wie während der
Coronakrise, als sie immer wieder auf die Bürgerrechte pochte.
Selbst wenn man nicht ihrer Meinung war, konnte man ihre Stimme schätzen.
Die Grenzen zwischen Komödie und Tragödie sind fließend. Auf das ganze Land gesehen ist es eine Tragödie, was gerade passiert: dass in Zeiten des wachsenden Populismus eine Partei, die immer
zur bürgerlichen Mitte gehörte, dem Ansehen der Politik insgesamt schadet.
Sprache kann entlarven, Sprache kann schützen, Sprache kann fast alles.
Über die entlarvende Diktion im FDP-Papier ist schon viel geschrieben worden, also soll es hier um Sprache als Schutz gehen. Schauen wir uns einmal an, was Christian Lindner genau über das
Papier gesagt hat.
Er sagte nicht, er habe es »nicht gekannt«, sondern er nutzte gestern eine nuanciertere, eine weichere Wendung: Er habe es »nicht zur Kenntnis genommen«.
Man kann etwas vor sich sehen, aber zugleich nicht zur Kenntnis nehmen, also nicht beachten, bemerken, nicht realisieren, dass es da ist.
Hat er das Papier also doch gesehen und möchte sich für den Fall, dass ihm jemand das beweist, darauf zurückziehen, es nicht beachtet zu haben?
Das ist nur eine Vermutung, aber es wäre ein gutes Beispiel für eine Sprache, die schützen soll.
Gestern Abend hat Christian Lindner sowohl in einem Interview bei den »Tagesthemen« als auch in einem im »heute journal« mit geschliffenen Formulierungen eine ohnehin schon unklare Lage noch
unübersichtlicher gemacht.
Lesen Sie hier mehr zu Lindners aktuellen Äußerungen: Lindner will »Gesamtverantwortung« tragen – für die Partei, nicht für das Papier
Auch die SPD startet ein Experiment mit der Sprache, sie veranstaltet heute eine »Wahlsiegkonferenz«. Zwar findet die Wahl erst in 85 Tagen statt, und es sieht auch gerade nicht so aus, als
würde die Partei gut abschneiden, aber Wünsche können eigenwillige Formulierungen generieren.
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Parteichefs Saskia Esken und Lars Klingbeil.
In der SPD-Parteizeitung »Vorwärts« bekannte sich der für seine sachliche Art bekannte Kanzler gestern überraschend zum magischen Denken. Er spielte auf den Wahltermin im Februar 2025 an und
sagte, er habe in Hamburg »mit dem Februar als Wahltermin schon zweimal sehr gute Erfahrung gemacht. Ich nehme das mal als gutes Omen für die nächsten Monate.«
Mehr Hintergründe dazu hier: »Die SPD hat die Kür von Scholz vergeigt«
... ist der russische Präsident Wladimir Putin. Er hat sich zwar, ganz Gentleman, jetzt bei der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel entschuldigt. Aber nicht etwa dafür, dass ihr bis auf
alle Ewigkeit anhängen wird, ihn nicht in den Griff bekommen zu haben.
Es ging um etwas anderes. Er entschuldigte sich dafür, ihr bei einem Treffen 2007 einmal mit einem Hund Angst gemacht zu haben. Er bezog sich darauf, dass Merkel diese Szene in ihren gerade
erschienenen Memoiren beschrieben hat. Putin sagte, er habe nicht gewusst, dass Merkel Angst vor Hunden habe.
Kanzlerin Merkel, Russlands Präsident Putin (2007): Hund, mal echt, mal ausgestopft
Das kann nicht ganz stimmen. Denn 2006 hat er ihr, laut Merkel, bereits einen großen ausgestopften Hund überreicht – und dazu gesagt, dass der nicht beißen würde.
Hier die ganze Geschichte: Putin entschuldigt sich bei Merkel für Labrador-Vorfall
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