Boeing: FAA rügt mangelhafte Qualitätskontrolle bei 737-Max-Produktion - DER SPIEGEL
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Die Ermittlungen zum jüngsten Beinahe-Unglück mit einer Boeing 737 Max 9 haben Probleme in der Fertigung offengelegt. Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA rügt den US-Flugzeughersteller deshalb
nun wegen mangelhafter Qualitätskontrolle.
Konkret seien Probleme bei der Kontrolle des Herstellungsprozesses, der Handhabung und Lagerung von Teilen und der Produktkontrolle bei Boeing festgestellt worden. Die Behörde habe den
Unternehmen eine Zusammenfassung ihrer Feststellungen übermittelt, sie jedoch nicht veröffentlicht, da sie Teil einer laufenden Untersuchung sei.
Boeing und Spirit AeroSystems, die den Rumpf für das Max-Flugzeug herstellen, reagierten bislang nicht auf die Ergebnisse der FAA. Boeing bestätigte in der vergangenen Woche aber Gespräche
über eine Übernahme von Spirit AeroSystems. Die Firma hatte einst jahrzehntelang zum Konzern gehört.
Die Prüfung geht zurück auf den jüngsten dramatischen Zwischenfall mit einer so gut wie neuen Boeing 737 Max 9 Anfang Januar. Bei der Maschine der Fluggesellschaft Alaska Airlines war ein
Rumpfteil herausgefallen – während des Flugs. Wie durch ein Wunder wurde kein Passagier des Alaska-Airlines-Flugs in die Tiefe gerissen.
Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass im Fall des herausgefallenen Rumpfteils Befestigungsbolzen fehlten. Schon zuvor hatte Boeing wegen Produktionsmängeln bei Spirit
Aerosystems die Auslieferungen des Flugzeugtyps teils wochenlang stoppen und monatelange Nacharbeiten vornehmen müssen.
Zuletzt hatte auch eine von der FAA eingesetzte Expertenkommission nach einer mehrmonatigen Untersuchung Schwächen in Boeings Qualitätssicherung kritisiert. So fand sie etwa in der
Verkehrsflugzeug-Sparte keinen einheitlichen und klaren Weg für die Mitarbeiter, über Qualitätsmängel zu berichten.
Trotz der Probleme und Kritik bekam Boeing am Montag eine große Bestellung vom prestigeträchtigen Kunden American Airlines. Die US-Fluggesellschaft gab die Order von 260 Flugzeugen bekannt,
darunter 85 Maschinen des Typs Boeing 737 Max 10. Das ist ein großes Vertrauensvotum – denn Boeing kann nach den jüngsten Turbulenzen nicht sagen, wann das Flugzeug zugelassen wird. 30 der
Bestellungen waren ursprünglich für die kleinere Version 737 Max 8. Außerdem bestellt die Airline 85 Flugzeuge des Modells A321neo beim Boeing-Rivalen Airbus sowie 90 Regionaljets des Typs
Embraer E175.
Boeings 737 Max wurde im Mai 2017 in Dienst gestellt. Zwei Flugzeuge der Baureihe stürzten 2018 und 2019 ab, wobei 346 Menschen ums Leben kamen. In der Folge wurden Max-Jets weltweit rund
zwei Jahre am Boden gehalten. Boeing änderte in der Zwischenzeit das automatische Flugsteuerungssystem, das die Nase der Maschinen aufgrund fehlerhafter Sensormessungen nach unten gedrückt
hatte.