Diskussion um mobbing: berliner grundschule: weitere lehrkräfte äussern kritik
- Select a language for the TTS:
- Deutsch Female
- Deutsch Male
- Language selected: (auto detect) - DE

Play all audios:

Ein homosexueller Lehrer an einer Berliner Grundschule berichtet von Mobbing gegen ihn. Auch andere Lehrkräfte üben Kritik am Verhalten von Schülern. Was läuft dort falsch? Erst war es nur
ein einzelner homosexueller Lehrer, der von Mobbing an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit berichtet hat. „Schwul ist ekelhaft“, habe er zu hören bekommen. Muslimische Schüler hätten
über ihn gesagt, er werde „in der Hölle landen.“ Inzwischen haben sich weitere Lehrkräfte zu Wort gemeldet, die von massiven Problemen an der Schule berichten. Welche Dimension hat das
Ganze? Die „Süddeutsche Zeitung“ beruft sich auf mehrere Lehrkräfte, die an der Schule tätig sind oder waren und unter anderem respektloses und diskriminierendes Verhalten von Schülern
erlebt haben, ohne dass das Konsequenzen gehabt habe. Eine Lehrerin warf den Berliner Behörden „komplettes Systemversagen“ vor. Schon 2018 hätten Lehrkräfte in einem Brief an das Schulamt
über Gewalt, Diskriminierungen und Mobbing informiert. Es sei aber nichts unternommen worden. Eine andere Lehrerin sagte der Zeitung, vor einer Sportunterrichtstunde habe ein Schüler ihr
erzählt, ein Mitschüler wolle ihn mit einem Messer abstechen. Sie sei zu diesem Schüler gegangen, habe dessen Messer konfisziert und den Vorfall der Schulleitung gemeldet. Es sei aber auch
in diesem Fall nichts unternommen worden. Die Schulleitung reagierte auf dpa-Anfrage zunächst nicht. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren
Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder
wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt
werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder
widerrufen können. Der Fall erinnert an die Rütli-Schule in Neukölln, die 2006 bundesweit negative Schlagzeilen machte und zum Symbol für das Versagen des Schulsystems wurde. Lehrkräfte
schrieben damals einen Brandbrief über die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände, die das Unterrichten teilweise unmöglich machten. Nachdem jahrelang viel Geld investiert und neues Personal
eingestellt wurde, gilt die Schule heute als Vorzeigeprojekt. SPD FORDERT AUFKLÄRUNG Läuft es an der Carl-Bolle-Schule ähnlich falsch? „Wir haben da schon einige Fragen“, sagte der
Bildungsexperte der SPD-Fraktion im Landesparlament, Marcel Hopp, der Deutschen Presse-Agentur. „Vor allem die: Wer fühlt sich hier eigentlich verantwortlich in so einem Fall?“ Die Vorwürfe
über die Zustände an der Schule müssten komplett aufgeklärt werden, forderte Hopp. Wenn Lehrkräfte gemobbt würden und entsprechende Vorfälle nach oben meldeten, könnten sie erwarten, dass
man sich schützend vor sie stelle. „Und das ist hier nicht passiert“, kritisierte der Abgeordnete. „Und deshalb sehe ich hier schon ein systematisches Problem, das wir unbedingt angehen
müssen.“ Sowohl die Schulleitung, als auch die Schulaufsicht und die Bildungssenatorin müssten zur Aufklärung beitragen: „Wie kann es sein, dass mehrere Lehrkräfte über Jahre hinweg solche
Fälle melden und es passiert einfach nichts?“ GRÜNEN WOLLEN UNABHÄNGIGE BESCHWERDESTELLE Auch die Grünen im Berliner Landesparlament verlangen Konsequenzen. „Die internen
Beschwerdestrukturen haben versagt“, kritisierte der schulpolitische Sprecher der Fraktion, Louis Krüger. „Deshalb fordern wir eine unabhängige Beschwerdestelle für Schülerinnen und Schüler,
Eltern und Beschäftigte.“ An der Schule ist der Lehrer Oziel Inácio-Stech nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden. Er
beklagt auch Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin. Schulleitung und Schulaufsicht hätten ihn nicht geschützt, obwohl er dort wiederholt um Hilfe gebeten habe. Seit rund drei
Monaten ist er krankgeschrieben. „Ein queerer Lehrer wurde in Berlin monatelang gemobbt und bedroht – und von der Schulleitung, der Schulaufsicht und der Bildungsverwaltung alleine
gelassen“, kritisierte Krüger. Die CDU-Politikerin müsse am Donnerstag im Bildungsausschuss umfassend Rede und Antwort stehen. „Wer Verantwortung trägt, darf sich nicht wegducken“, sagte
Krüger. Die Bildungsverwaltung betonte auf dpa-Anfrage, sie setze sich mit Nachdruck dafür ein, jeglicher Form von Diskriminierung entgegenzuwirken sowie Toleranz und Vielfalt an Schulen
zu fördern. „Wir nehmen Anliegen von Betroffenen – sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Lehrkräften – sehr ernst und arbeiten kontinuierlich daran, Sachverhalte aufzuklären und
bei Bedarf geeignete Ansprechpersonen und Hilfsangebote bereitzustellen.“ Entsprechende Vorgänge würden zunächst über Ordnungs- und Erziehungsmaßnahmen sowie Klassenkonferenzen in der Schule
geregelt. „Sollte das nicht ausreichen, stehen weitere Unterstützungsangebote zur Verfügung.“ ELTERN BESTÄTIGEN PROBLEME Auch an der Grundschule selbst sorgt das Thema für Diskussionen:
„Es gibt solche Vorfälle an unserer Schule“, sagte Elternvertreter Lorenz Liebold - und sie blieben zu oft unwidersprochen. Das liege aber nicht daran, dass Lehrkräfte oder die Schulleitung
sich nicht damit beschäftigen wollten. Es seien einfach sehr viele Fälle. Man könne sie aber auch nicht über einen Kamm scheren. „Das große Problem ist, dass die Durchmischung der
Schülerschaft nicht der Durchmischung der Bewohner des Kiezes entspricht“, so der Elternvertreter. Es gebe ein riesengroßes Segregationsproblem, eine soziale Spaltung, von der die Schule
stark betroffen sei. „Das ist der zentrale Punkt.“ Den Eltern gehe es ausdrücklich nicht darum, Muslime zu diffamieren oder den Islam zum Problem zu erklären. „Das Problem ist die Armut, die
mangelnde Erziehung und die Häufung von Kindern aus nicht so privilegierten Haushalten an bestimmten Schulen.“ © dpa-infocom, dpa:250603-930-623827/3 _Das ist eine Nachricht direkt aus dem
dpa-Newskanal._