Caritas: christen haben trotz nahost-konflikt hoffnung - vatican news
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Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, dem Dachverband der Caritas-Organisationen in aller Welt, hat jüngst das Heilige Land besucht. Im Interview mit uns spricht Alistair Dutton
über die unmenschlichen Auswirkungen des anhaltenden Konflikts - und über die Widerstandsfähigkeit der Christen vor Ort. _STEFANIE STAHLHOFEN - VATIKANSTADT_ „Ich glaube, eines der
wichtigsten Dinge, die ich bei den Palästinensern, insbesondere bei den christlichen Palästinensern im Westjordanland, beobachtet habe, ist das echte Bedürfnis und der innige Wunsch,
durchzuhalten, zu hoffen und einen Sinn für ihr Leben in ihrem eigenen Land zu behalten. Ich sehe, dass sie große Kraft aus ihrem Glauben und der Bibel schöpfen. Eines der großen Dinge, die
sie haben, ist natürlich, dass ihr Land das Land ist, in dem das alles passiert ist“, berichtet Dutton über die Menschen, die inmitten des anhaltenden Konflikts, der Vertreibung und einer
schweren humanitären Krise Halt und Hoffnung im Glauben und ihrer engen Verbindung zum Heiligen Land finden: Der Generalsekretär des Welt-Caritas-Verbands, Alistair Dutton, bei Radio
Vatikan/Vatican News > „Dort, wo Christus geboren wurde, befindet sich eines unserer > größten Teams. Ich glaube, sie schöpfen enorme Kraft aus der > räumlichen Nähe, aus den
Bibel-Erzählungen selbst und dem > Evangelium der Hoffnung“ „Die Caritas hat ein Team in Bethlehem. Dort, wo Christus geboren wurde, befindet sich also eines unserer größten Teams. Ich
glaube, sie schöpfen enorme Kraft aus der räumlichen Nähe, aus den Bibel-Erzählungen selbst und dem Evangelium der Hoffnung, und sie sprechen immer wieder darüber." Hier Hören: Caritas
Internationalis Generalsekretär Alistair Dutton über die Lage im Heiligen Land - und was trotz des anhaltenden Konflikts Hoffnung macht (Audio-Beitrag von Radio Vatikan) Unterdessen kommen
in Gaza nach wie vor kaum Hilfsgüter an, viele Menschen müssen ohne das Nötigste auskommen, berichtet der Generalsekretär von Caritas Internationalis. Die Caritas sei unermüdlich im Einsatz,
um den verwüsteten Gemeinden wichtige Hilfe zukommen zu lassen - etwa Lebensmittel, medizinische Versorgung und auch psychologische Unterstützung: „Unsere Teams von Caritas Jerusalem und
weitere katholische Hilfsdienste leisten harte Arbeit. Aber trotz all ihrer Bemühungen war es ihnen in dem Monat, bevor ich dort war, nur gelungen, sechs Lastwagen hineinzubekommen, und das
in sehr enger Zusammenarbeit mit dem amerikanischen und dem israelischen Militär. Wir dürfen nicht vergessen, dass vor den Anschlägen (vom 7. Oktober 2023) jeden Tag 500 Lastwagen benötigt
wurden. Und im letzten Monat haben es nur sechs Lastwagen hinein geschafft. Damit wurde etwas Grundausstattung in die Familien gebracht, damit sie nachts schlafen und ihre Mahlzeiten kochen
können." Freiwillige Helfer der Caritas Jerusalem treffen sich im Westjordanland, um die Bemühungen zur Unterstützung der von der anhaltenden Krise betroffenen Familien zu erörtern
(Foto: Cordaid) > „Die Umstände erschweren den Zugang für humanitäre Hilfe > ungemein, und hier muss die internationale Gemeinschaft wirklich > aktiv werden. Sie ist verantwortlich“
Jeder, der Nachrichten hört, wisse, dass die Situation weiter eskaliert und es so im Gazastreifen und auch im Westjordanland natürlich „unglaublich schwierig", ja, „fast
unmöglich" sei, zu helfen. Trotzdem ist die Caritas weiter vor Ort und tut, was sie kann. Gesundheitsteams sind unterwegs und versuchen, den Menschen zu helfen - und riskieren dafür ihr
Leben: „Denen, die versuchen, Hilfe zu leisten, ist das fast unmöglich und es ist auch alles andere als sicher. In diesem Jahr sind bereits zwei unserer Mitarbeiter und viele ihrer
Familienangehörigen ums Leben gekommen. Gerade in der Woche vor meinem Besuch waren zwei unserer Ärzte im Krankenhaus, die kürzlich verletzt worden waren, zusammen mit all ihren Familien.
Ich glaube, dass etwa ein Dutzend Menschen bei einem Bombenangriff auf eine Kirche getötet wurden. Das sind Menschen, die versuchen, humanitäre Hilfe zu leisten, und die in diesem Krieg zur
Zielscheibe werden." > „Wir müssen unbedingt einen Waffenstillstand haben. Der Krieg > schadet einfach allen“ Er mahnt daher dringend, humanitäre Gesetze einzuhalten: „Die
Umstände erschweren den Zugang für humanitäre Hilfe ungemein, und hier muss die internationale Gemeinschaft wirklich aktiv werden. Sie ist verantwortlich. Nach dem Völkerrecht muss die
internationale Gemeinschaft ernsthaft Druck ausüben, damit die Menschen nicht so ungeheuerlich leiden müssen. Wir müssen unbedingt einen Waffenstillstand haben. Der Krieg schadet einfach
allen. Er legt auch die israelische Wirtschaft lahm, es sind nicht nur die Palästinenser, die leiden. Der Krieg führt zu einer psychologischen Störung über Generationen hinweg, die wiederum
Kämpfer für die nächsten Generationen hervorbringen wird. Wir müssen die Waffen-Lieferungen stoppen, die nur zu mehr Toten führen." WAFFENSTILLSTAND NÖTIG - DER IM LIBANON MACHT ETWAS
HOFFNUNG Der jüngst zwischen Israel und der Hisbollah vereinbarte Waffenstillstand im Libanon mache etwas Hoffnung: „Ich habe mit unseren Kollegen im Libanon gesprochen, und ich teile ihre
Hoffnung und die Hoffnung, die Papst Franziskus geäußert hat, dass dies in gewisser Weise ein Signal für den Frieden im Nahen Osten sein könnte. Aber ich muss auch sagen, dass dieser
Waffenstillstand heute sehr, sehr prekär ist. Es gab weitere Attacken und Tote im Südlibanon während der Waffenruhe, und man muss sich fragen, wie lange sie halten wird. Ich hoffe
aufrichtig, dass die Feuerpause weiterhin Bestand hat. Es ist nicht so einfach, einen Schlusspfiff zu machen, und der Krieg ist dann von einem Moment auf den anderen vorbei. Ich hoffe also,
dass der Waffenstillstand halten kann." > „Sehe aktuell keine Möglichkeit, dass dies direkt zu einem > Frieden für Gaza führt. Wir haben jetzt auch die Angriffe in > Syrien“
Eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sieht Dutton derzeit nicht: „Ich sehe aktuell keine Möglichkeit, dass dies direkt zu einem Frieden für Gaza führt. Wir haben jetzt auch die
Angriffe in Syrien, und ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, dass der Zeitpunkt alles andere als ein Zufall war. An dem Tag, an dem der Waffenstillstand (im Libanon) verkündet wurde,
begann der Angriff auf Aleppo. Das heutige Syrien hat 14 Jahre Krieg hinter sich und dann noch das Erdbeben vor kurzem. Jetzt fliehen die Menschen aus Aleppo und Hama und versuchen, sich in
Sicherheit zu bringen...." HOFFNUNG SCHÖPFEN In dieser Lage Hoffnung zu schöpfen, ist für die Christen im Heiligen Land nicht immer leicht. „Was die Hoffnung betrifft, so war es
wirklich interessant, als ich Kardinal Pizzaballa (den lateinischen Patriarchen von Jerusalem) in Amman traf, der zu dieser Zeit ebenfalls Jordanien besuchte. Er sprach darüber, wie
schwierig es im Moment sei, zu hoffen. Im Gespräch mit ihm und Pater Michel Abboud, dem Leiter von Caritas Libanon, sprachen wir darüber, dass es im Arabischen zwei Wörter für Hoffnung gibt,
während wir im Englischen nur ein Wort haben. Eines dieser zwei Worte für Hoffnung hat eine Verbindung zum Göttlichen, eine Verbindung zu etwas, das größer ist als die Not, die wir im
Moment leiden. Das ist sehr, sehr wichtig für die Menschen hier, denn sie müssen ihre Kraft und ihre Hoffnung für die Zukunft bewahren." Ein Transkript des ganzen Interviews auf
Englisch finden Sie hier. (vatican news - sst)